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Die revoltierenden Arbeiter_innen in Ägypten
Die revoltierenden Arbeiter_innen in Ägypten
englisch
|5 min
| 2011 |hits: 785
Interview vom März 2011 mit dem ägyptischen Anarchosyndikalisten Jano Charbel. Die Arbeiter_innen in Ägypten verlangen unabhängige Gewerkschaften und die Einführung eines Mindestlohnes von 1.200 ägyptischen Pfund (146 Euro).
Charbel beschreibt die Rolle der Arbeiter_innen in der ägyptischen Revolution.: "Ich glaube sie sind die wichtigste Kraft in der ägyptischen Revolution. Ihre Kraft ist größer und nachaltiger, als jeder Strassenprotest sein kann."
"Tausende Arbeiter haben den Aufstand vom 25. Januar zunächst von ihren Fabriken aus unterstützt und Solidaritätsbotschaften geschickt; später haben sie angefangen zu protestieren und auf dem Tahrir-Platz zu zelten. Aber erst drei oder vier Tage vor Mubaraks Sturz sind sie massenhaft in den Streik getreten. (...)
Ohne die Streiks hätte Mubarak an der Macht bleiben können, nicht auf unbestimmte Zeit, aber mindestens sechs Monate lang – bis zum Ende seiner Amtszeit. Und er hätte seinen Sohn Gamal auf den Thron setzen, das Regime erhalten können. Dann hätte es zwar sehr lautstarke Proteste gegeben, aber ohne letztlich etwas zu erreichen. Ich glaube also, die Streiks waren Dreh- und Angelpunkt des Aufstands. (...)
Die Streikwelle, die im Dezember 2006 angefangen hatte, war Ende 2010 am Verebben, es wurde zwar noch von Arbeitsniederlegungen im ganzen Land berichtet, aber die Anzahl der Streiks und Arbeiterproteste ging etwas zurück. An ihrem Wiederanstieg während des Aufstandes – am 8. Februar 2011 – waren auch wichtige wirtschaftliche Sektoren beteiligt. Arbeiter aus dem öffentlichen Verkehr haben gestreikt, während Tausende andere Arbeiter protestiert und damit gedroht haben, den gesamten Suezkanal zu bestreiken – und der ist eine der Haupteinnahmequellen Ägyptens."