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Truckerstreik in Brasilien
Truckerstreik in Brasilien
brasilianisch mit dt. UT
|1 min
| 2018 |hits: 460
Am 21. Mai 2018 begannen hunderttausende Trucker in Brasilien damit, Straßen zu blockieren und gegen steigende Benzinpreise zu streiken. Der Preis für Diesel hat sich seit 2016 beinahe verdoppelt. Damals hat das staatliche Ölunternehmen Petrobras begonnen, ihre Preise an den Weltmarkt zu binden. Viele Beschäftigte der Landwirtschaft und Fischerei, Kuriere und Schulbusfahrer_innen schlossen sich dem Streik an. Als hunderte Autobahnen blockiert waren und die Fernfahrer keine Waren mehr transportierten, wurden Essen und Kraftstoffe überall in Brasilien knapp.
Am 24. Mai 2018 zeigte sich Präsident Temer zu Konzessionen an die Fernfahrer_innen bereit, aber die Vereinigung der Brasilianischen Fernfahrer_innen ABCAM schlug die Angebote aus und die Streiks gingen weiter. Am nächsten Tag rief der Präsident die Armee und die Polizei auf, die Straßen zu räumen und den Streik zu beenden, aber ohne Erfolg.
Am Sonntag, 27.5.2018, abends kündigte Temer weitere Konzessionen für die Fahrer_innen an, Senkung der Steuern auf Diesel für zwei Monate und Reduktion der Mautgebühren und Mindestbeladung der Trucks. Die Fernfahrergewerkschaft ABCAM stimmte zu und sagte, die Fahrer_innen sollten die Arbeit wieder aufnehmen. Viele Fahrer_innen waren aber mit dem nicht einverstanden, was der Präsident angeboten hatte und streikten weiter.
Am 30. Mai 2018 schlossen sich die Arbeiter_innen der Ölraffinerien von Petrobras den Fernfahrer_innen an und begannen mit ihrem eigenen eintägigen Streik, den das Brasilianische Arbeitsgericht für illegal erklärte. Am 1. Juni trat der Vorstandsvorsitende von Petrobras zurück.
Gerade diskutiert die Regierung Temer darüber, woher das Geld für die Subvention des Diesels für die Trucker kommen soll. Auch die Kürzung von Sozialausgaben wird ist im Gespräch.
José Maria Rangel, Sprecher der größten Ölarbeiter_innengewerkschaft FUP erklärt in diesem Video, wieso die Streiks gegen hohe Kraftstoffpreise nicht nur für die Arbeiter_innen sondern für alle Leute in Brasilien wichtig sind, das die Kosten für Petrobras nicht von der Öffentlichkeit bezahlt werden sollten, und dass Petrobras stattdessen durch die und zum Wohle der Allgemeinheit kontrolliert werden soll.
“Wussten Sie, dass wir hier in Brasilien das zweit-teuersten Treibstoff der Welt haben? Wussten Sie auch, dass die Gaspreise heute so hoch sind, dass Leute angefangen haben, mit Holzöfen zu kochen? Und mit Diesel geht es auch in diese Richtung. Deshalb fangen wir Ölarbeiter morgen, am 30. Mai, an zu streiken. Der Streik der Fernfahrer ist wichtig, weil er den Bick der Öffentlichkeit auf wichtige Themen lenkt, die wir schon lange beklagen.”
Überall im Land kamen Proteste auf, die den Streik unterstützten. Das Meinungsinstitut Datafolha fand heraus, dass 87% der Befragten die Arbeiter_innen unterstützen. Diese Streiks haben das Funktionieren der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas unterbrochen und die widerwilligste Regierung war gezwungen, den Arbeiter_innen zuzuhören und die Treibstoffpreise zu senken, wenn auch nur für 60 Tage. Die Regierung plant auch, die Unternehmen, die Treibstoff vertreiben, für die Streiks zu bestrafen.
Hier ein Hintergrundinterview zum Streik bei LabournetGermany.