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Pierburg - Ihr Kampf ist unser Kampf

Pierburg - Ihr Kampf ist unser Kampf

16. Juli 21h Leopoldplatz Berlin Wedding open air

Film und Diskussion
Samstag 16. Juli, 21h
open air, Leopoldplatz Berlin Wedding
 

1973 kam es beim Automobilzulieferer Pierburg in Neuss zu einem erfolgreichen wilden Streik, v.a. von migrantischen Arbeiterinnen. Die Arbeitsniederlegung war Teil einer Welle wilder Streiks im Jahr 1973 an der sich insgesamt 275.000 Beschäftigte in 335 Betrieben beteiligten. 

Pierburg - Ihr Kampf ist unser Kampf 
(BRD 1974, Edith Schmidt/David Wittenberg, 49 min) Hier ein Ausschnitt aus dem Film.

Wir schauen den Film zusammen an und diskutieren mit Kurierfahrer*innen von Gorillas und dem Rechtsanwalt Benedikt Hopmann über die Legalität von wilden Streiks in Deutschland heute.

Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt.

Organsiert von labournet.tv und Hände weg vom Wedding im Rahmen von draussenstadt

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Sachstandsschilderung Pierburg Film

Während des Arbeitskampfes im August 1973 war das Filmteam von Panorama, unter der Leitung von Luc Jochimsen die einzigen, die den Streik filmen konnten. Das dies möglich war, verdankt das Team der Zustimmung der kämpfenden Frauen, des VK und BR des
Betriebes und der damaligen Firmenleitung (die sich wohl davon eine „positive“ Berichterstattung versprach). Als Film wurde das Material unter dem Titel „Ihre Geduld ist zu Ende“ dann als längerer Panorama oder WDR - Beitrag gesendet.

Wochen später nahmen E. Schmidt und D. Wittenberg, die während des Arbeitskampfes nicht vor Ort waren, Kontakt mit dem Betriebsrat auf, ob man zu diesem Kampf nicht einen Film machen wolle. Gefilmt hat dieses Team, wobei Dieter Braeg die 16mm Kamera führte, den letzten Ausschnitt des Films (er ist in Farbe gehalten, während der Rest des Films schwarz/weiss ist).

Das Filmprojekt lief unter dem Titel „Mai-Film Kollektiv“ – weil daran außer Edith Schmidt und David Wittenberg auch noch weitere Kolleginnen und Kollegen beteiligt waren. Der Filmtitel ist einem Buch entnommen, das beim Soz. Büro erschienen ist und sich ebenfalls mit den Kämpfen beschäftigte. Es war klar, dass zum Schutz vor Kündigungen die Beteiligten am Filmprojekt, die bei Pierburg beschäftigt waren, namentlich nicht erwähnt werden durften.

Der komplette O-Ton wurde von Dieter Braeg geschrieben und im Team abgestimmt. Die begleitenden Texte im Film (neben O-Tönen der beteiligten Streikenden):
Peter Leipziger
Dieter Braeg
Renate Braeg (damals Personalrätin ötv- Stadtsparkasse Mönchengladbach)
und
Pedro Jimenez.

Der Filmschnitt (16 mm mit Magnetton) erfolgte in einem Schnittraum des WDR in Köln von Edith Schmidt, unter Beteiligung von Dieter Braeg und wahrscheinlich auch Peter Leipziger.

Es gab ein Original und eine Kopie. Die Kopie wurde finanziert vom Soz. Büro und aus den
Geldern die aus Solidaritätsspenden vorhanden waren.
Ziel war es den Film samt einer begleitenden Broschüre (diese hat Dieter Braeg finanziert) im
gesamten Bundesgebiet zu verbreiten. Dies geschah auch. Wochenende für Wochenende
haben sich Beteiligte unter Verzicht auf Freizeit in ganz Deutschland für Veranstaltungen und Filmvorführungen zur Verfügung gestellt. Viele Fahrten hat dabei der damalige BR-Peter Jäger ermöglicht mit seinem VW Bus. Beteiligt waren vor allem Dieter Braeg, Gabi Bienefeld, Peter Leipziger, Renate Braeg und andere Kolleginnen und Kollegen aus dem VK und BR.

„URHEBERRECHT“ an diesem Film, der kollektiv hergestellt wurde und dessen Verwendung den Betroffenen Beteiligten frei stand – so war die Absprache – gab und gibt es nicht. Es wurden nie schriftliche Verträge über diesen Film abgeschlossen.

Die Bearbeitung von Raimund Kirchweger (an der auch D.B. beteiligt war) für Dieter Braegs Buch fand unter der Prämisse statt, den Film ein wenig moderneren Sehgewohnheiten anzupassen und um sich wiederholende Sequenzen zu kürzen. Dabei wurde das spanische Streiklied entfernt, weil gerade da unter Umständen
Rechteprobleme hätten entstehen könnten. Stattdessen wurde ein Brecht Gedicht zum Abschluss eingeblendet („Fragen eines lesenden Arbeiters“).

Zu bemerken wäre noch – als ich den Film suchte, um das Buchprojekt zum 40zigsten Jubiläum des Arbeitskampfes durch den Film noch aufzuwerten – dass David Wittenberg mir per E-Mail geschrieben hat, der Film wäre verschollen. Er war es nicht. Er wurde von Schmidt/Wittenberg sogar dem Technoseum Mannheim verkauft und in der Ausstellung zur Geschichte der Arbeiterbewegung verwendet. Die Ausstellung wird im Chemnitz fortgesetzt und auch dort dürfte der Film samt Streik beachtet werden. Immerhin fand da eine wissenschaftliche Tagung statt an der ich als Vortragender teilgenommen hat.

Der Film zeigt einen Arbeitskampf – er gehört zur Geschichte der Arbeiterbewegung. An ihm Urheberrechte einzufordern ist rechtlich, politisch und im Gedenken an die damalige Zusammenarbeit aller Beteiligten ein Fehlgriff. Wenn es da „Rechte“ gäbe, dann hätten diese die kämpfenden Frauen von Pierburg, samt den sie unterstützenden Facharbeitern des Werkzeugbaus.

Film und Buch wurden von mir mit fast 2500.--€ mitfinanziert, während der Verlag die(DIE BUCHMACHEREI) ebenfalls mit einer etwas kleineren Summe beteiligt war. Der bisherige Verkauf hat die Kosten eingespielt und der etwaige kleine Gewinn, wird in eine weitere Zweitauflage investiert, um dieses Buch samt dem Arbeitskampf nicht einem Vergessen
zu überantworten, das zur Zeit der Geschichte der Arbeiterbewegung in diesem nichtunserem Land widerfährt.

Dieter Braeg

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