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#MehrWertAlsDas - Arbeiter_innen-(Selbst)untersuchung aus Frankreich

Zwei Aktivistinnen von #OnVaultMieuxQueCa im Skype Interview
Veranstaltung

#MehrWertAlsDas - Arbeiter_innen-(Selbst)untersuchung aus Frankreich

Cinéma Klassenkampf #4

19. Juni 2017, 19h
Kino Moviemento, Kottbusser Damm 22, Berlin Kreuzberg
Eintritt: Freiwillige Spende

Eine der Initiativen, die die Bewegung gegen das Neue Arbeitsgesetz letztes Jahr in Frankreich ins Rollen gebracht hat, war ().

Youtube- Aktivist_innen riefen dazu auf, mit Texten, Videos oder Audiomitschnitten über die Realität am eigenen Arbeitsplatz zu berichten. Sie wurden mit Zusendungen bombardiert.

Aus der Initiative ist nun ein Buch entstanden, das auf 1.300 Seiten tausende Berichte versammelt. Den Autor_innen der Berichte ist sowohl die Wut über ihre Arbeitswirklichkeit gemeinsam, als auch der starke Wunsch, Widerstand zu leisten gegen diese Bedingungen. (Hier Auszüge aus dem Buch, ins Deutsche übersetzt.)

Bei der Veranstaltung präsentieren wir das Buch und zeigen Ausschnitte aus einem Skype-Interview mit den Aktivist_innen, die es herausgebracht haben. Wir wollen herausfinden, warum die Initiiative so erfolgreich war und ob ein ähnliches Projekt auch hier in der BRD gestartet werden könnte, - in einem Land also, das jeden Tag in ganz Europa als das Modell angepriesen wird, dem in allem nachgeeifert werden soll, was die Arbeitsgesetzgebung angeht.

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Im März letzten Jahres begann in Frankreich die größte Bewegung, die das Land im letzten Jahrzehnt gesehen hat. Es ging um eine neues Arbeitsgesetz der Regierung Hollande, das eine weitere Flexibilisierung der Arbeit und eine Schwächung der Rolle der Gewerkschaften vorsah.

Es waren jedoch nicht die Gewerkschaften, die als erste reagierten. Der Widerstand kam von unten und benutze online Initiativen, und nicht-hierarchische Strukturen, um sich zu organisieren.
Zunächst wurde eine online Petition gegen das neue Gesetz gestartet die eine Million Unterschriften erreichte. Dann verbreitete eine Gruppe von Youtube Aktivsit_innen einen Aufruf an alle, über ihre aktuellen Arbeitsbedingungen zu berichten. Unter dem Hashtag () baten sie darum, Texte, Videos oder Audiomitschnitte einzusenden, in denen die Leute die Realität an ihrem gegenwärtigen Arbeitsplatz beschreiben sollten, um zu zeigen, welche Wirklichkeit sich hinter Konzepten wie Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit verbergen.
Das Kollektiv wurde mit Einsendungen bombardiert. Sie erhielen tausende von Texten und Videos, in denen Menschen ihre individuellen Erfahrungen bei der Arbeit schilderten, Geschichten von Stress, Belästigung, Depression, aber auch von individuellem Widerstand. Es war, als ob ein massives Taboo aufgebrochen wäre. Die meisten Texte beginnen mit einer Entschuldigung, da die Autorin oder der Autor das Gefühl haben, dass sie nicht legitimiert sind, über so ein Thema zu schreiben: weil sie keine Arbeitsexpert_innen sind, weil sie nicht so gut schreiben können, weil es so viele andere gibt, die noch schlechtere Arbeitsbedingungen haben. Nachdem sie aber einmal angefangen hatten, konnten sie nicht mehr aufhören. Es gab so viel worüber sie wütend waren, so viel Leid, so viel Empörung über den Mangel an Menschlichkeit am Arbeitsplatz, über die Absurdität des Arbeitsprozesses...

Diese Berichte wurden zunächst auf Facebook und YouTube veröffentlicht, jetzt wurden sie in einem 1300 Seiten Buch zusamengefasst, dessen Lektüre gleichzeitig erschreckend und aufregend ist. Erschreckend wegen der furchtbaren Erfahrungen, die Leute jeden Tag bei der Arbeit machen. Und aufregend, weil schnell klar wird, dass sie alle sowohl eine gemeinsame Wut über die gegenwärtige Arbeitswirklichkeit teilen, als auch einen starken Wunsch, Widerstand zu leisten gegen diese Bedingungen und eine neue Ordnung der Dinge zu erfinden.
Bei der Veranstaltung wollen wir das Buch präsentieren, das bisher nur auf Französisch vorliegt, und diskutieren, was aus diesen Berichten folgt. Wir wollen auch das Projekt als Ganzes Revue passieren lassen, um zu sehen wie es organisiert war und warum es so ein Erfolg wurde und auch, um herauszufinden, ob ein ähnliches Projekt hier gestartet werden könne, in einem Land, das jeden Tag in ganz Europa als das Modell angepriesen wird, dem in allem nachgeeifert werden soll, was die Arbeitsgesetzgebung angeht.

Wir werden auch Teile eine Skype Interviews zeigen, das wir kürzlich mit Aktivist_innen des Kollektivs geführt haben, in dem sie erklären, weshalb sie dieses Projekt gestartet haben, wie sie individuell durch diese Erfahrung gegangen sind, die Probleme die es gab und ihre Hoffnungen auf mögliche Wiederauflagen dieser Initiative.

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