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Kämpfe um Wohnungen in Polen
Kämpfe um Wohnungen in Polen
Die Situation auf dem polnischen Wohnungsmarkt hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. In zentralen Bezirken der Großstädte sind die Mieten stärker als die Löhne (und Renten) gestiegen, sodass viele Bewohner_innen ausziehen müssen oder die Miete nicht bezahlen können und aus ihren Wohnungen zwangsgeräumt werden.
Insbesondere die Situation von Älteren, Familien mit Kindern und Alleinerziehenden ist prekär. Um nicht obdachlos zu bleiben, müssen sie an den Stadtrand ziehen.
Es formiert sich jedoch Widerstand, nicht nur gegen Hausbesitzer und Immobilienunternehmen, sondern auch gegen örtliche Behörden, deren Politik sich an den Profitinteressen der Hausbesitzer orientiert und die die Zwangsräumungen organisieren.
Im Thema “Kämpfe um Wohnungen in Polen” fassen wir Filme zusammen, die diesen Widerstand zeigen und kommentieren.
Den Anfang macht der Dokumentarfilm "Mütterstreik" über Wohnungsbesetzungen alleinerziehender Mütter in Wałbrzych im Mai 2008.
In der Stadt im Südwesten Polens wurden im Zuge der Transformation nach 1989 zahlreiche lokale Betriebe geschlossen. Heute arbeiten dort viele als LeiharbeiterInnen in der seit 2000 bestehenden Sonderwirtschaftszone.
Der Film zeigt Interviews mit alleinerziehenden Müttern, die mit diesen miesen Jobs nicht genug verdienen, um sich in der Stadt eine angemessene Wohnung leisten zu können. Also besetzen sie mit ihren Kindern leerstehende Wohnungen. Eine von ihnen sagt:
Wenn du anfängst, dich für deine besetzten Wohnungen einzusetzen, dann gib nicht auf und kämpfe weiter!
“Mieter_innen zu verkaufen” zeigt die Auseinandersetzung mit einem Hausbesitzer, der mit allen Mitteln versucht, Mieter_innen aus dem Gebäude zu vertreiben.
Er schickt Bauarbeiter, die Teile des Hauses zerstören und Bewohner_innen schikanieren. Die Mieter_innen organisieren sich und kämpfen!
Auf einer Demonstration sagt eine der Mieter_innen:
Wir werden weiter kämpfen, wir werden nicht locker lassen. So lange, bis die Mieten wirklich sinken.
Und die Filmemacher_innen erklären am Ende des Films:
Der Film soll als Grundlage für die Diskussion über die Ursachen der Gentrifizierung dienen und erzählen, welche Formen gemeinsamen Widerstands diese Zustände ändern können.
In “Streikendes Haus” kämpfen Hausbesetzer_innen des sozialen Zentrums Syrena in Warschau gegen die Privatisierung von Wohnraum durch Immobilienunternehmen, gegen Zwangsräumungen und gegen unbezahlbare Mieten.
Sie sehen sich in der Tradition jener Warschauer_innen, die nach der Zerstörung der Stadt durch die deutsche Wehrmacht nach Kriegsende 1945 beschädigte Gebäude übernahmen und wieder instandsetzten.
Am Ende des Films rufen die Bewohner_innen des besetzten Hauses:
In Polen spiegeln verfallene und verlassene Gebäude die miesen Bedingungen für viele Stadtbewohner wieder, die vor demselben Dilemma stehen: Eine Hypothek aufnehmen? Auswandern? Oder sich in den Kopf zu schießen? Gibt es irgendwelche Alternativen? Wir handeln zusammen und finden einen anderen Weg. Verteidigt Euch! Ergreift die Initiative! Nehmt Eurer Leben in die eigenen Hände! Verweigert den Dienst! Übernehmt leere Gebäude! Besetzt! Leistet Widerstand!
Der Kurzfilm "Warschauer Mieter_innen organisieren sich gegen hohe Heizkosten" zeigt eine Ratsversammlung des Stadtbezirks Süd-Praga, beim dem Mieterinnen kommunaler Wohnungen ihre Situation schildern. Der Bürgermeister will ihre Fälle "individuell" regeln, aber die Frauen lassen sich nicht spalten.
Der Film endet mit den Forderungen der Warschauer Mietervereinigung (WSL):
Wenn die Behörden hart arbeitende Frauen und ihre Familien zwingen, die hohen Kosten für das Heizen mit Strom zu zahlen, dann können sie keine Miete verlangen. Stattdessen sollten sie den Mieter_innen Entschädigung zahlen für das Leben unter Bedingungen, die unter dem Standard liegen. Sie sollten echte Hilfen gewähren für alle, die mit hohen Heizkosten kämpfen. Zusammen sorgen wir dafür, dass die Behörden die Rechnung zahlen!